«Mein Bienenvolk, wie geht es Dir im Mai?»

MARTIN DETTLI (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)

«Als Bienenvolk freue ich mich im Mai an der zunehmenden Wärme, der vollen Frühlingsblüte und der Üppigkeit im Bienenkasten. Jetzt haben wir alles im Überfluss, was das Bienenleben ausmacht: Viel Vorrat an Honig, reichlich Pollen auf Lager und mit dem vollen Brutgeschehen sind wir ein richtiges Sommervolk mit vielen Bienen und genug Drohnen. Das ist ein Leben aus der Fülle und dieser Reichtum ist für uns das Zeichen zur Vermehrung! Unsere neuen Königinnen werden aus diesem Überfluss her aus aufgezogen und so kommen wir ins Schwärmen. Wir erheben uns mit der alten oder später den jungen Königinnen. Wir teilen uns. Aus unserer vormaligen Einheit entstehen verschiedene neue Volksteile mit unterschiedlicher Ausgangslage.»

 

Geschafft, dr Schwarm ist in der Kiste - Ist die Königin dabei?«Was bedeutet Dir das Schwärmen?»

«Das Schwärmen selbst ist für uns ein großartiges Ereignis. Ein Festakt, der schon Tage zuvor vorbereitet wird. Wenn dann die Bedingungen stimmen und der große Tag gekommen ist, wächst die Nervosität im ganzen Volk. Wir können kaum mehr warten, bis das Signal zum Aufbruch ertönt, zusammen mit all den andern hinauszuströmen und sich in den Himmel zu erheben, der Sonne entgegen. Auch die Zurückbleibenden nehmen an diesem Ereignis teil. Der Abschied von den Brüdern und Schwestern, von den Waben und dem Vorrat fällt in diesem gemeinsamen Freudentaumel nicht schwer. Nach dem Aufbruch kommt die erste Sammlung in der Schwarmtraube und wir werden ruhig. Das ist die Konzentration nach der Ausweitung und der Geburtsmoment des neuen Volkes. Diese Lebensfreude beim Aufbruch ist für die ganze Umgebung spürbar. Auch die Menschen geraten ins Staunen und freuen sich an dem Ereignis.»

 

 

«Imkersleute sind gelegentlich skeptisch. Zum einen fürchten sie, dass sie den Schwarm nicht fangen können, zum andern hätten sie gerne Völker, die zusammenbleiben, um Honig zu ernten. Was können sie machen, wenn sie viele Bienenvölker zusammenhalten wollen?»

«Schwärmen ist zwar etwas Schönes, aber keineswegs unser einziges Ziel. Wir sehen durchaus ein, dass das Zusammenbleiben auch ein mögliches Ziel ist und deshalb werden nie alle Völker schwärmen. Je nach Konstellation können dies auch nur wenige sein. Denn all das sind Varianten der Vielfalt: nicht schwärmende Völker, der Vorschwarm, der Nachschwarm und das Restvolk. Das Vollvolk hat seine Qualitäten und wir bleiben gerne zusammen und konzentrieren uns auf die Vorräte. Gerade die Raumanpassung ist dabei zentral, denn einer der wichtigsten Auslöser ist die Begrenzung der Ausdehnung des Brutnestes. Wird es uns zu eng, dann leiten wir das Schwarmgeschehen ein. Die Auslösung des Schwarmgeschehens kommt nicht von einem auf den andern Tag. Das gibt in unserer Volksgemeinschaft immer viele Diskussionen zwischen unterschiedlichen Volksteilen. Die einen sind dafür und stacheln die Königin an, Eier in die Näpfchen zu legen. Die andern sind dagegen, sie räumen die Näpfchen wieder aus. Das ist ein mehrtägiger Prozess, der durch imkerliche Maßnahmen beeinflusst werden kann. Schluss mit den Diskussionen ist erst, wenn die erste Königinnenlarve im Näpfchen liegt. Dann ist der Entscheid gefallen, dann beginnen wir mit der Vorbereitung auf das große Ereignis. Was ich als eine für Mensch und Bienenvolk unwürdige Situation empfinde, ist das Ausbrechen von Königinnenzellen. Denn das ist für uns kein Abbruch der Schwarmvorbereitung, wir bleiben auf der Spur. Auch für den Menschen ist es mühsam, diese Arbeit zwei-, dreimal zu wiederholen. Für uns ist dies ein unangenehmer Zwischenzustand. Es gibt genug Möglichkeiten, das Schwärmen in Würde zu vermindern. Ganz zu verhindern wird hoffentlich niemals gelingen, denn das wäre gegen unsere Natur. Die Vermehrung aus dem Schwarmtrieb gehört genauso zum elementaren Wesen des Bienenvolkes wie das Honigsammeln. Das wird uns nie einer austreiben können, sonst wären wir keine Bienenvölker mehr.»

«Die Imkersleute haben ein gespaltenes Verhältnis zur Vermehrung über den Schwarmtrieb»

«Was soll denn nicht gut sein an der volkseigenen Vermehrung? Wenn der Imker im Frühling seine Völker selektioniert, dann sind das doch alles gute Völker, die wenig vitalen wurden aufgelöst. Es sind Völker von unterschiedlicher Größe, mit unterschiedlichem Honigvorrat, weil das eine Volk früher und das andere später dran ist. Warum sollen diese sich nicht eignen zur Vermehrung?

Der Schwarmtrieb ist ein natürlicher Vorgang. Wenn das Schwärmen nicht zugelassen werden kann, dann gibt es immer noch Möglichkeiten, den volkseigenen Vermehrungswunsch imkerlich zu nutzen. Das ist nicht so schön wie Schwärmen, aber durchaus zweckmäßig. Die Imkerin oder der Imker kann mit der alten Königin ei
nen Vorschwarm machen und mit dem Restvolk dann eine Woche später eigentliche Nachschwarmableger. Auch ein abgeschwärmtes Volk kann in Ableger zerlegt werden, bevor der erste Nachschwarm herauskommt. Dieses Vorgehen ist eine Möglichkeit, mit dem auftretenden Schwarmtrieb in Würde umzugehen. Es nimmt den Vermehrungsimpuls auf und es berücksichtigt, dass unsere Jungvölker aus dem Muttervolk herauswachsen können.»

 «Was für Vorteile soll denn das haben?»

 «Wir haben schon darüber gesprochen, dass wir Bienenvölker möglichst verschieden sein wollen. Das heißt, dass jedes Bienenvolk für sich auch etwas ausprobieren will. Auf diese Weise kommt Vielfalt zustande. Für die Weiterentwicklung des Bienenvolks, das heißt, die Anpassung an den Standort, die Natur und den imkerlichen Betrieb, macht dies aber nur Sinn, wenn durch dieses Ausprobieren kleine Erfahrungen weitergegeben werden können.
Diese Eigenheiten im Verhalten sind in den Völkern gespeichert, genau genommen in der Gemeinschaft der Bienen. Das hat mit der Königin nur
insofern etwas zu tun, als sie ein Teil dieses Volkes ist. Die Königin hat keine Befehlsgewalt, noch bestimmt ihr Erbgut das Verhalten auf der
Erfahrungsebene. Diese Erfahrungswerte sind im Volksganzen verankert und werden in jedem der daraus entstehenden Teilvölker weitergegeben.
Das sind Werte unserer
Familientradition. Deshalb ist für unsere Anpassung die Vermehrung innerhalb der Volksfamilie so wichtig. Unsere Nachkommen sind
Schwärme oder allenfalls Ableger mit einer Königin, die vollständig aus dem vermehrungswilligen Muttervolk heraus geboren werden.
So kann über die natürliche Vermehrung eine Anpassung hin zu einer lokalen und regionalen Biene erfolgen, von Völkern, die sich an die Bedingungen des Ortes anpassen. Ob das für die Imkersleute wichtig ist oder nicht, muss jede Imkerin und jeder Imker selber entschieden. Als Bienenvolk ziehen wir es vor, unsere Nachkommenschaft aus der Fülle und Freude des Frühlings heranziehen zu können, denn die Zucht einer Königin aus der Not und der Angst hat eine andere Qualität.»
Martin Dettli führte diesen Diskurs mit dem Bienenvolk.

 

 

 

 

  







ARBEITEN AM BIENENVOLK:

Schwarmzeit nutzen

Normalerweise im Mai – dieses Jahr allerdings bereits anfangs April – erwacht der natürliche Trieb der Bienenvölker, sich durch Teilung zu vermehren.

CHRISTIAN SACHER, SCHWYZ (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)

 

«So machet dem Apisticus die Schwärmerei gar viel Verdruss», dichtete hierzu Wilhelm Busch. Dem Apisticus Hans Dralle – « ... ein Schwerenöter, ein Honigdieb und Bienentöter» – entkam der Schwarm, weil er vor dem Bienenstock einschlief und beim Versuch, den Schwarm einzufangen, erst noch von der Leiter stürzte. Mit den Bienen und nicht gegen sie geht es besser! Die individuelle Imkerpraxis

Die einzig richtige Imkerpraxis gibt es nicht – nur bestimmte Regeln, die uns das Bienenwesen vorgibt. Diese Regeln zu ignorieren, führt zum Misserfolg. Sie können allerdings in verschiedene, individuell gewachsene Imkerpraxen eingebettet sein. Daneben bestehen noch gesetzliche Vorgaben, welche einzuhalten sind. Meine individuelle Imkerpraxis basiert auf der «Bauerneuerung in einem Schritt».1 Deshalb haben einengen und erweitern einen kleinen Stellenwert. Durch möglichst wenige Eingriffe in den Brutraum (Kontrolle der Brut auf Brutkrankheiten) soll dieser über die gesamte Lebensdauer eines Volkes von durchschnittlich drei Jahren erhalten bleiben. Danach erfolgt in jedem Fall eine vollkommene Bauerneuerung. Weniger Eingriffe in den Brutraum führen zu weniger Stress bei den Bienen und dem Imker. Die Reihenfolge der Brutwaben hintereinander (CH-Kasten) oder nebeneinander (Magazin) bleibt wenn möglich immer erhalten. Dadurch bleibt auch z. B. das Kommunikationssystem des Bienenvolkes intakt, welches unter anderem aus dem «Tanzboden», den Duftmarken auf den Waben, der Ausbreitung und Intensität des Pheromonteppichs sowie der von den Bienen gewählten Anordnung von Brut und Vorrat besteht.

Die Bewertung der Völker
 

Zusammen mit der «Bauerneuerung in einem Schritt» bilden die «Bewertung der Völker» und die «Vermehrung aus dem Schwarmtrieb» weitere Eckpunkte meiner Imkerpraxis. In die Bewertung der Völker fließen die üblichen Kriterien ein wie: Honigertrag, Sanftmut und Schwarmneigung. Daneben notiere ich von jedem Volk über das Bienenjahr, wie es Krankheiten bewältigt. Im Zentrum steht hierbei natürlich die Beurteilung der Varroasituation in jedem Volk über das ganze Jahr (natürlicher Milbenfall, verkrüppelte Bienen, lückenhaftes Brutnest, Varroafall nach der Behandlung) und Notizen über andere «harmlosere» Krankheiten wie Ruhr oder Kalkbrut. Regelmäßige Kontrollen der Brut auf Faul- und Sauerbrut gehören dazu. Außerdem fließen der «Vitalitätsfaktor», wie ich ihn im letzten Beitrag (SBZ 4 / 2014) beschrieben habe, und die gesamte Frühjahrsentwicklung als weitere Faktoren in die Bewertung mit ein. Damit erhalte ich einen Anhaltspunkt, aus welchen Völkern ich «Stoff» für die Königinnenvermehrung entnehmen kann. Es entsteht eine Unterteilung in sehr gute, gute, befriedigende und schlechte Völker. Die schlechten Völker sollten Anfang Mai aufgelöst sein. Die befriedigenden dienen nur dem Honigertrag und erhalten, wenn immer möglich, im Verlaufe des Bienenjahres eine neue Königin. Die Schwarmzellen von guten und sehr guten Völkern verwende ich weiter, sei es in abgeschwärmten Muttervölkern, Muttervölkern nach Entnahme eines Königinnenkunstschwarmes oder in Brutablegern. Aus sehr guten Völkern entnehme ich zusätzlich «Zuchtstoff» für Begattungseinheiten oder zur Bildung von «Edelzellen» (siehe unten) in abgeschwärmten Muttervölkern oder Brutablegern aus geteilten Völkern. Ich bin kein Königinnenzüchter, sondern ein Königinnen- und Völkervermehrer. Wenn ich also von «Zuchtstoff» spreche, hält dieser den Kriterien der ambitionierten Königinnenzucht nicht stand.

Der Schwarmtrieb erwacht

Die «Vermehrung aus dem Schwarmtrieb» – als dritter Eckpfeiler meiner Imkerpraxis – steht im Monat Mai im Zentrum. Der Superorganismus Bienenvolk kennt zwei Arten der Vermehrung, nämlich die Aufzucht der Brut aus Eiern, welche die Königin in die vorbereiteten Brutzellen legt, und die Teilung der Völker über den Vorschwarm mit der «alten» Königin und Nachschwärme mit den frisch geschlüpften Jungköniginnen. Viele Faktoren begünstigen die Auslösung des Schwarmtriebes. So herrscht in der Regel Überfluss an allem: Nektar, Pollen, Brut und Bienenmasse. In schwarmbereiten Völkern ertrinkt die junge Brut fast im Futtersaft. Völker mit älteren Königinnen schwärmen eher als Jungköniginnen, zu eng gehaltene eher als Völker mit genügend Platz. Wie im April beschrieben, weisen die ersten «Spielnäpfchen» am Baurahmen im CH-Kasten auf den erwachenden Schwarmtrieb hin. Im Magazin stößt man bei der wöchentlichen Kippkontrolle auf Weiselnäpfchen. Durch rechtzeitiges Erweitern beziehungsweise Aufsetzen des Honigraumes und «Schröpfen» mittels Bildung von Brutablegern lässt sich die Entstehung des Schwarmtriebes unterdrücken, manchmal aber nur hinauszögern. Finden sich Näpfchen mit Larven oder gar schon verdeckelte Weiselzellen, kann der Schwarm durch die erwähnten imkerlichen Massnahmen nicht mehr verhindert werden. Aber wer hat schon Zeit wie Apisticus Hans Dralle, vor dem Bienenstock zu sitzen und zu warten, bis der Schwarm ausfliegt? Und wer nimmt schon gerne einen verminderten Honigertrag im verbleibenden Muttervolk in Kauf? Als Lösung bietet sich unter anderen die Schwarmvorwegnahme durch einen Königinnenkunstschwarm an. Sie lässt sich einfach bewerkstelligen und verzichtet nicht auf den großen Vorteil des Schwarms: den vollkommenen Neuanfang. Die verschmutzte Beute, mit allerlei Erregern kontaminierten Waben und eine mit Varroa oder anderen Brutkrankheiten befallene Brut bleiben zurück. Der Schwarm zieht in eine gekratzte, gereinigte und desinfizierte Beute mit Mittelwänden ein. Zusammengefasst nutzen wir also mit der Schwarmvorwegnahme den natürlichen Vermehrungstrieb mit allen seinen Vorteilen aus, ohne das Risiko eines Verlustes von Bienenmasse einzugehen.

Der Königinnenkunstschwarm

Die Bildung eines Königinnenkunstschwarmes nimmt den Schwarm vorweg. Wenn die ersten Weiselzellen verdeckelt sind, bietet sich hierzu die Gelegenheit. Im CH-Kasten wie im Magazin werden die Bienen jener Wabe, auf welcher die Königin gefunden wurde, zusammen mit der Königin durch einen Trichter in eine Schwarmkiste abgewischt. Dazu kommen weitere Bienen von Waben mit offener Brut, bis der Kunstschwarm 1 000 g wiegt. Der Vorsichtige käfigt die Königin, hängt den Käfig im ersten Schritt in die Schwarmkiste ein und wischt dann erst die Bienen dazu. Geschieht dies zwischen 11 und 14 Uhr, befinden sich im Kunstchwarm vornehmlich junge Ammenbienen, denn die Flugbienen sind zu dieser Tageszeit unterwegs. Wie bei einem Naturschwarm folgen drei Tage Kellerhaft, falls der Schwarm auf einem drei Kilometer entfernten Stand einlogiert wird, und fünf Tage, wenn er auf dem gleichen Stand eine gekratzte, gereinigte und desinfizierte Beute mit neuen Rähmchen und Mittelwänden bevölkern soll. Der Kunstschwarm darf ein bis zwei Tage hungern. Er wird jeden Tag mit Wasser besprayt. Die Bienen geben ihren Kot ab, welcher möglicherweise Faul- oder Sauerbrutbakterien enthält (geschlossenes Kunstschwarmverfahren). Fallen die ersten Bienen tot zu Boden, ist es höchste Zeit, mit einer 1:1-Zuckerwasserlösung zu füttern. Drei Tage nach dem Einlogieren erfolgt die Kontrolle auf Weiselrichtigkeit und die Behandlung mit Oxalsäure 2,3 % (Spraymethode, 2–3 Sprühstöße pro Wabenseite, die Bienen dürfen nicht tropfen). Die Richtung des Spraykegels bildet zur Wabenoberfläche einen Winkel von 45 °, damit schon abgelegte Eier keinen Schaden nehmen. Ein einlogierter Schwarm darf nie hungern, der Futterstrom mit gesättigter Zuckerlösung oder Futterteig darf demnach nie abbrechen.

Königinnenflugling

Als Variante bietet sich im Magazin der Königinnenflugling an. Ab 10.00 Uhr morgens an einem warmen, schönen Flugtag wird die Wabe mit der Königin in eine leere Zarge gehängt. Beidseits werden Mittelwände dazugegeben. Die entstehende Lücke im Magazin, aus welchem die Wabe entnommen wurde, füllt ein Rähmchen mit Mittelwand als Platzhalter vorübergehend aus. Danach wird dieses Magazin (1. und 2. Zarge mit Brutwaben, 3. Zarge mit Honigwabe) vom Beutenboden abgehoben und zur Seite gestellt. Auf den Beutenboden kommt nun zuerst die neue Zarge mit der Königin, dann ein Zwischenboden mit geöffnetem Flugloch in entgegengesetzter Flugrichtung und auf den Zwischenboden die Magazinbeute mit den ursprünglichen drei Zargen. Die Flugbienen des Magazins kehren so nach ihrem

Sammelflug in die unterste Zarge mit der Königin zurück. Bis zum Abend findet sich dort eine stattliche Bienenmasse ein. Noch am Abend oder früh am nächsten Morgen wird das Magazin über dem Zwischenboden abgehoben, die neue Zarge mit der Königin mit einem Deckel und Beutenboden versehen mindestens in drei Kilometer Entfernung wieder aufgestellt und die Magazinbeute an ihren alten Platz auf den ursprünglichen Beutenboden zurückgestellt. Diese einfache und schnelle Methode setzt ab einem gewissen Alter des Imkers den Einsatz einer rückenschonenden Hebehilfe für das Magazin voraus (z. B. Apilift). Ein Nachteil ist, dass der Schwarm fast nur aus Flugbienen besteht, was dem Naturschwarm zwar nahe kommt, aber es sind weniger langlebige Bienen. Anlässlich der Kontrolle der Weiselrichtigkeit und der Oxalsäure Behandlung drei Tage später wird die alte Brutwabe ohne ansitzende Bienen und Königin entnommen und durch eine Mittelwand ersetzt. Die alte Brutwabe geht sofort zurück ins Muttervolk.

Das abgeschwärmte Muttervolk

Mit der frühzeitig durchgeführten Königinnen-Kunstschwarm-Methode bleiben die Muttervölker stark genug, um die Früh- und Waldtracht voll zu nutzen. Das weitere Vorgehen im Muttervolk richtet sich nach dessen Bewertung. Im sehr guten Muttervolk müssen, egal ob nach Naturschwarm oder Königinnenkunstschwarm, die Königinnenzellen bis auf eine kurz vor der Verdeckelung stehende ausgebrochen werden. Der Vorgang wird nach fünf bis neun Tagen wiederholt, um Nachschaffungszellen zu eliminieren. Die junge Königin schlüpft nach weiteren 8–10 Tagen. Bis zur Eilage vergehen je nach Witterung nochmals 8–18 Tage. Im Ganzen vergehen also 16–28 Tage vom Zeitpunkt der Kunstschwarmbildung bis zur einsetzenden Legetätigkeit. Im als gut oder befriedigend beurteilten Volk breche ich alle Königinnenzellen aus und drücke zwischen drei und sechs «Edelzellen» (siehe Foto) mitten im Brutnest über offener Brut in den Futterkranz. Alternativ kann auch eine verdeckelte Schwarmzelle aus einem sehr guten Volk zum Einsatz kommen. Auch hier müssen nach neun Tagen alle Nachschaffungszellen eliminiert werden. Zwischen dem neunten und zwölften Tag erfolgt die «Ernte» der verdeckelten «Edelzellen». Eine verbleibt im Volk, der Rest verteilt sich auf andere abgeschwärmte Muttervölker, Brutableger und Begattungskästchen. Es kann zwischen 21–30 Tage dauern, bis die junge Königin aus den Edelzellen in Eilage kommt. Im verbleibenden Muttervolk findet sich 21 Tage nach Bildung des Kunstschwarmes keine verdeckelte Brut mehr. Rein theoretisch könnte jetzt die Behandlung mit Oxalsäure 2,3 % (Sprühmethode) erfolgen, wenn die Frühtrachternte bereits erfolgt ist. Bisher gibt es keine Empfehlungen des Zentrums für Bienenforschung, den

Honigraum anschließend nicht mehr aufzusetzen. Da nach Behandlungen mit Ameisensäure und anschließendem Aufsetzen des Honigraumes in Waldhonigproben erhöhte Ameisensäurewerte nachgewiesen wurden, darf der Honigraum bis zum nächsten Jahr nicht mehr aufgesetzt werden. Für Oxalsäure existieren meines Wissens keine Untersuchungen. Besteht kein Grund, das Volk wegen zu hoher Varroabelastung auf Neubau zu setzen und soll es für die Waldhonigtracht genutzt werden, kann der Vorsichtige und auf die Qualität seines Honigs Bedachte diese Oxalsäurebehandlung auslassen!

Die «Edelzelle»

Der Begriff «Edelzelle» stammt von Prof. Gerhard Liebig. In ein Weiselnäpfchen aus Kunststoff, welches in einem Näpfchenhalter steckt (Nicot-Zuchtsystem), wird eine eintägige Rundlarve aus einem als sehr gut beurteilten Volk umgelarvt. Die Näpfchenhalter lassen sich sehr einfach in den Futterkranz einer Brutwabe mit offener Brut stecken. Damit versorge ich, wie oben beschrieben, Muttervölker oder auch Brutableger gleich nach ihrer Bildung. Die Wabengasse mit den «Edelzellen» muss breiter sein als normal, damit die Zellen die gegenüberliegende Seite der Nachbarwaben nicht berühren und dann bei Kontrollen oder der Entnahme Schaden nehmen. In Oberbehandlungskästen könnten die «Edelzellen» ebenfalls Schaden nehmen, wenn die Wabe, in welcher sie stecken, einfach gezogen wird. Deshalb wird immer zuerst die Nachbarwabe gezogen und dann die Wabe mit den «Edelzellen» vor ihrer Entnahme aus der Zarge vorsichtig in die entstandene Lücke geschoben. Immer müssen Nachschaffungszellen nach neun Tagen ausgebrochen werden. Mit dieser einfachen Methode stehen nach 12 Tagen schlupfreife Königinnenzellen zur Verfügung. Sie kommen in weiteren Brutablegern oder Begattungskästchen zum Einsatz. Damit verfüge ich bis in den Herbst hinein immer über genügend Jungköniginnen.

Natürlicher Milbenfall

Trotz Euphorie über Völkervermehrung und Königinnenzucht darf die Varroakontrolle auch im Monat Mai nicht in Vergessenheit geraten. Anfang Monat steht die erste Messung des natürlichen Milbenfalls an. Die gittergeschützte Unterlage bleibt während fünf Tagen unter dem Volk. Bei frei aufgestellten Magazinen empfiehlt sich, diese mit einem mit Speiseöl getränkten Haushaltpapier zu bedecken, damit Ameisen durch den Abtransport der gefallenen Milben das Resultat nicht verfälschen. Fallen weniger als drei Milben pro Tag, erübrigen sich Maßnahmen. Bei mehr als drei Milben pro Tag oder morgens vor dem Bienenflug verkrüppelten Bienen auf dem Flugbrett, soll nach der Frühtrachternte eine Notbehandlung erfolgen. Die Notbehandlung im Detail erläutert der Junibeitrag.

 



Aussaat der Bienenweide

Wer Anfang Mai Phacelia aussät, ermöglicht seinen Bienen sechs Wochen später eine Läppertracht, genau in der Lücke zwischen Frühtracht und Waldtracht. Wilde Malven (Malva silvestris ) blühen bei der Direktaussaat Anfang Juni nach der Waldtracht. Sie geben den Bienen Pollen und Nektar. Buchweizen kommt Mitte bis Ende Mai zur Aussaat. Er stellt wenig Anspruch an den Boden und bedeckt diesen relativ schnell. Dadurch kommt zwischen dem Buchweizen fast kein Unkraut auf. Die Blütezeit dauert sechs Wochen, spät ausgesät also bis in den August hinein. Natürlich gibt es noch viele andere Pflanzen für die Bienenweide. Die drei Erwähnten aber stellen keine hohen Anforderungen an die gärtnerischen Fähigkeiten, das Saatgut ist billig und Unkräuter finden zwischen ihnen fast keinen Platz. Zu Wilhelm Buschs Zeiten beschränkte sich das Imkerhandwerk auf die Korbimkerei. Hans Dralle war nicht zu beneiden. Mit der Einführung der beweglichen Honigrähmchen und den Holzbeuten eröffnen sich uns heute unzählige Möglichkeiten der Völker- und Königinnenvermehrung sowie der Königinnenzucht. Es macht Spaß und erfüllt mit Genugtuung, wenn das ganze Repertoire der Imkerpraxis zum Einsatz kommt und sich der Erfolg einstellt.

 


«Die Luft ist klar, die Luft ist warm; Hans Dralle wartet auf den Schwarm. Ihm wird so dumm und immer dummer; Hans Dralle sinkt in sanften Schlummer.
Tüt, tüt! Sim, sim! so tönt es leise Im Bienenstocke her und hin; Es sammelt sich das Volk im Kreise, Denn also spricht die Königin: Auf, Kinder! schnürt die Bündel zu! Er schnarcht, der alte Staatsfilou! – Nennt sich gar noch Bienenvater!»
Wilhelm Busch



Arbeiten im Mai

  • Schwarm- und Ablegerkästen bereitstellen.
  • Anfang Mai natürlichen Varroamilbenfall kontrollieren.
  • Wöchentliche Kontrolle der Schwarmbereitschaft bei allen Völkern vornehmen.
  • Schwarmdämpfende Maßnahmen: Völker falls nötig erweitern, rechtzeitig Honigraum aufsetzen und erweitern.
  • Regelmäßiger Schnitt der Drohnenwaben, sobald die Drohnenbrut verdeckelt ist und bevor sie schlüpft.
  • Schwarm vorwegnehmen, falls ein Schwarm nicht mehr verhindert werden kann.
  • Königinnenvermehrung und Königinnenzucht: Ein Versuch mit «Edelzellen» lohnt sich.
  • Bei schwarmträgen Völkern bilden von Brutablegern.
  • Völker vermehren in vier Schritten nach Prof. Gerhard Liebig.
  • Bienenweide einsähen.

Literatur

  1. Sacher, Ch. (2012) Wabenbauerneuerung in einem Schritt. SBZ 135(6): 10–12.
  2. Beschreibung der Völkervermehrung in vier Schritten nach Prof. Gerhard Liebig in: Aumeier, P. (2008) Monatsbetrachtung: Königinnenaufzucht und Ablegerbildung zur Schwarmzeit. ADIZ, 42(5): 4–9.
  3. Trachsel, P. (2012) Schwärme und Jungvolkbildung. SBZ 135(6): 6–9.

 

 

 

   

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Veranstalltungen  

Bienenzuchtverein
Zwischenwasser/Laterns:

  • Aufgrund von Covid-19 zur Zeit keine Veranstalltung

Vorarlberger Imkerverband:
Kurstermin (VIV-Webseite) / Veranstaltungen

  • Aufgrund von Covid-19 zur Zeit keine Veranstalltung

 

 

   
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